Das Kühlsystem
Beziehungsweise der Kühler, die Viscokupplung und die Kühlwirkung.
In einem bekannten und von mir hochgeschätzten Forum wird immer wieder der Umbau von Viscokupplung auf E-Lüfter diskutiert. Der Umbau soll durch den nur im Bedarfsfall laufenden E-Lüfter den Geräuschpegel des Motors senken und die Motorleistung erhöhen.

Blick bei ausgebautem Kühler auf den Wärmetauscher (Kondensator) der Klimaanlage eines M117.962
Den umfangreichen Berichten zum Bordnetz von unserem Helmut Lang kann man entnehmen, dass wenn der Motor im Leerlauf läuft, die Leistung der Lichtmaschine am geringsten ist. Wenn man dann bei 30°C im Stau noch einen E-Lüfter mit ca. 20A Nennstrom einschaltet, ist der Ärger mit der Elektrik vorprogrammiert.
Die Kühlung des Motors ist stark davon abhängig, dass das Kühlsystem so funktioniert, wie es vom Hersteller mal ausgelegt wurde. Da bin ich erst mal der Überzeugung, was in meinem Fall, ein 73´er 450 SL, damals funktioniert hat, sollte im Normalfall auch heute noch ohne Probleme funktionieren.

Gerne übersehene Einzelteile des Kühlsystems am M117.982
In meinem Fall also ein 4,5 Liter V8 Graugussmotor mit einer Wasserpumpe über Riemenantrieb, ein Luft- Wasserkühler mit integriertem Getriebeölkühler, ein Luft- Ölkühler für das Motoröl, eine Lüfterzarge, ein großer Lüfterflügel und eine Visco-Lüfterkupplung.
Die Schläuche im Allgemeinen, hier besonders die Heizungs- und Kühlwasserschläuche, müssen keine 40 Jahre alt sein! Im Alter werden sie brüchig und können dann unter Druck platzen!
Der Kühlerverschlussdeckel hat eine Feder, sie kann schwächer werden und die Dichtung im Deckel kann auch porös werden. Dann hält der Deckel den Druck nicht mehr, das ganze Kühlsystem kann dann nur noch wesentlich weniger Wärme ableiten! Wenn die Schläuche und der Deckel nicht in Ordnung sind, kann man das erst mal erneuern, bevor man überhaupt weiter macht. Die Kühlflüssigkeit soll nach Wartungsplan 991 alle drei Jahre erneuert werden, Stand dafür war die Qualität des Frostschutz ca. 1973. Heutiges G48 erneuere ich alle vier Jahre.

Undichter Kühler eines 500ers M117.962
Wenn die Viscokupplung den Lüfterflügel nicht mehr richtig mitschleppt, ist der Luftstrom zu gering und die Kühlung funktioniert nur noch bei Fahrtwind richtig. In meinem Fall habe ich festgestellt, dass die temperaturgesteuerte Viscokupplung über den Lüfterflügel insgesamt wesentlich weniger Lüftergeräusche verursacht, als die originale drehzahlgeregelte Kupplung. Zur Viscokupplung gibt es in unserem Techniklexicon unter Baugruppe 20 eine detaillierte Erklärung. Wenn die Lüfterzarge an den Seiten stark verformt ist und nicht mehr richtig am Kühler anliegt, zieht der Lüfterflügel an den Seiten Nebenluft die nicht durch den Kühler strömt. Da kann man gut mit selbstklebendem Schaumstoff Abhilfe schaffen.
Im WIS ist einiges zum Reinigen des Kühlsystems und zum prüfen des Thermostats geschrieben:
- 20-005 Kühlmittelkreislauf und Motorkühlung,
20-015 Kühlsystem reinigen,
20-310 + 20-320 Visco-Lüfterkupplung.
Die Wärmeabfuhr des Kühlers lässt sich bestens mit einen Infrarot- Thermometer testen.

Kühlerlamellen vor der Reinigung (Zum Fotografieren liegt hinter dem Kühler eine Leuchte)

Kühlerlamellen nach der Reinigung (Zum Fotografieren liegt hinter dem Kühler eine Leuchte)
Der Kühlwassereintritt am oberen Kühleranschluss sollte, wenn alles funktioniert und der Motor warm ist, im Leerlauf bei ca. 85°C bis 89°C je nach verbautem Thermostat liegen.
Der Kühlwasseraustritt sollte in diesem Moment mindestens ca. 10°C darunter liegen.
Außerdem sollte man ein deutliches Rauschen bzw. Ansauggeräusch des Lüfterflügels hören, wenn man vor dem Bugstern niederkniet und das Ohr fast am Kühler hat. Wenn´s jetzt noch immer nicht so richtig funktioniert, besonders im Leerlauf an der Ampel bei 30°C Außentemperatur, fängt meist das große Rätselraten an.
Besonders Fahrer von 500ern mit Klimaanlage berichten mir oft, dass sie wenn´s sehr warm wird, den elektrischen Lüfter fast immer laufen hören. Dieser gehört zur Klimaanlage und schaltet sich erst bei 105°C dazu, deshalb sollte er eigentlich selten laufen.
Hier hinter dem Kondensator, also zwischen dem Kondensator und dem Kühler des Motors saßen Unmengen von Dreck. Der Kühler wurde wegen einer Undichtigkeit ausgebaut und zum Kühlerdienst zwecks Nachlöten, reinigen und lackieren gebracht. Aufgefallen war dies wegen kaum lokalisierbarem Kühlmittelverlust.
Wenn alle oben angeführte Maßnahmen laut WIS nicht den großen Erfolg gebracht haben, fragen manche 107er Fahrer in einer modernen Kfz-Werkstatt nach. Oft kommt dann von Fachleuten für moderne Autos die Aussage: „Da haben die früher alle Probleme mit der Kühlung gehabt“. Oder: „Das Ding ist so alt, mehr ist da nicht mehr drin“. Solch ein „guter Rat“ kann dann sehr schnell sehr teuer werden!
Aber warum wird es denn nun vor allem bei längeren Ampelphasen und über 30°C dem Motor zu warm?
In keinem der vorgenannten Kapitel aus dem WIS steht etwas so Einfaches wie: „Halte den Kühler auch von außen sauber“!
Aber unter „Motor Mechanik 116/117 Kapitel 22 programmierte Reparatur“ steht dann nach mehreren Absätzen über die Ölpumpe und die Kühlung im Allgemeinen auf Seite 3 unter 6) ein kleiner Hinweis:
„…auf äußere Verschmutzung prüfen…, …verschmutzten Kühler von der Motorseite her mit Pressluft durchblasen“.
Tja, so einfach kann die Welt manchmal sein!
Gerade äußerlich gut gepflegte Fahrzeuge mit Klimaanlage und reinem Sommerbetrieb leiden oft darunter, dass sich Pollen, Insekten, Blätter und Dreck den Weg in die Lamellen und vor allem auch gerne zwischen die beiden Wärmetauscher von Klimaanlage und Kühlsystem suchen.
Da unsere Fahrzeuge kaum im Regen bewegt werden, wäscht da auch kein Starkregen mit Fahrtwind den Schmutz wieder raus. Da mir keine Pressluft zur Verfügung steht, habe ich meinen Kühler vorsorglich mal wie folgt von außen gereinigt:
Zu sehen sind einige Pollen und Insekten, es scheint ein wenig Licht durch den Kühler. Temperaturprobleme gab es jedoch noch keine. Den kalten Kühler habe ich dann mehrfach gut mit einem Wasser / Spülmittellauge mittels Pumpsprüher satt angesprüht und einwirken lassen.
Nach einigen Minuten einwirken habe ich dann von der Motorseite mit einem weichen Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch den Dreck herausgespült. Das Spülmittel löst alle Verschmutzungen und auch Öl, Fett usw. gut an. Ich habe es kaum geglaubt, wie viel da herauskommt obwohl es für mich zuvor nach wenig aussah!
Der Luftdurchsatz durch den Kühler hat sich erhöht. Wenn man vor dem Bugstern niederkniet, kann man es bei laufendem Motor gut hören. Ein guter und ständiger Luftzug im Motorraum verhindert einen Wärmestau, der der Batterie und dem Motorkabelbaum zu schaffen macht. Bei Fahrzeugen, bei denen die Viscokupplung komplett defekt war, sind mir auch spröde Kabel auf dem Motor aufgefallen. Das kann dann auch mal richtig teuer werden!
Fazit:
Bei Temperaturproblemen erst mal mit den einfachen Dingen anfangen, bevor man das Kühlsystem von innen reinigt, einen Thermostaten wechselt, oder versucht einen neuen Kühler zu kaufen!
Thomas Langer, RT 45