Das Wartungsheft
und wie man die darin beschrieben Arbeiten am besten erledigt
Auch hier gilt, Autos gehören im Prinzip in die Werkstatt, und wer sich seiner Sache nicht sicher ist, sollte sich daran halten. Wer aber deren Arbeiten verstehen und überwachen oder selbst Hand anlegen will, der kann hier die nötigen Informationen finden.
Das Wartungsheft für unsere Autos sieht zunächst die Ablieferungskontrolle und eine erste Durchsicht bei ca. 1500 km vor. Beides ist wohl längst Vergangenheit, dennoch lohnt ein Blick in diese Gegend des Heftes.
Da gibt es eine lesenswerte Einführung in die Wartung und womöglich interessante Erinnerungen daran, wie es mit diesem Auto mal los ging. Im Alltag hat man nur mit dem regelmäßigen Pflege- und Wartungsdienst zu tun. Beginnen wir mit dem Pflegedienst und seiner einwandfreien Dokumentation. Der Arbeitsumfang ist hinten im Heft vollständig beschrieben, es geht allein um das Motoröl und die Schmierung der Regulierung (Gasgestänge). Der Hinweis auf erschwerte Betriebsbedingungen ist für reine Kurzstreckenautos auch ernst zu nehmen.
Kümmern wir uns erst um’s Öl.
Natürlich kann man alles un-ter’m Stern machen lassen und hat seinen Stempel im Heft. Was er wirklich wert ist, wissen nur die Götter. Der Gläubige weiß nur, dass er eine Menge dafür zahlen musste. Man kann das mildern, indem man das richtige Öl in richtiger Menge anliefert und bittet, nur den Wechsel vorzunehmen und den Filter zu erneuern. Man kann aber auch selber.
Das richtige Öl findet sich auch im Heft, wobei das 15W 40 für den Normalbetrieb die richtige Sorte ist, die man da kauft, wo man es mit einer MB-Freigabe nach Blatt 229.1 bekommt. So etwas muss im 51-Gebinde nicht mehr als 2 bis 3 Euro pro Liter kosten. Im 201-Kanister geht es auch unter 2 Euro. Gute Quellen sind Taxi- und Lkw-Versorger.
Dann braucht man einen Ölfilter, den man im Baumarkt nur dann kauft, wenn man Warenkenntnis hat und das Ding wirklich preiswert ist. Clever kauft man den bei DC (mit Rabatt), die Rechnung eignet sich hervorragend als Dokumentation.
Nun muss Öl raus und wieder rein und der Filter auch. In großen Städten finden sich oft Ölwechselstationen, wo man das gegen kleines Geld selber erledigen kann.
Hier wird Öl durchweg abgesaugt, .für unsere Autos ab Mitte 1986 ist das auch werksseitig so vorgesehen. Die älteren gehören wegen des Filterwechsels eher auf die Bühne. Auch hier gibt es spezialisierte Betriebe, die das routinemäßig machen, auch mit angeliefertem Material. Wer selber will, wird das dann auch für alle seine Autos wollen, da lohnt die Anschaffung der passenden Werkzeuge und Gerätschaften. Alle Kosten – auch für eine batteriebetriebene Absaugpumpe sind oft schon beim ersten Wechsel amortisiert.
In allen Fällen wird man seinen Motor betriebswarm fahren (ca. 15 km), dann ist das Altöl dünnflüssig und fließt leicht. Den Filter entfernt man so, dass dessen Inhalt noch mit dem Altöl verschwindet und montiert den Neuen vor der Neubefüllung!
Befüllt wird mit der laut Betriebsanleitung richtigen Menge. Bei reinem Kurzstrecken-betrieb kann man mit der Minimalmenge auskommen.
Das hat den Vorteil, dass sich der Motor schneller erwärmt. Ist was für Kenner, ansonsten füllen und nicht überfüllen! Danach den Motor anlassen und im Leerlauf ruhig drehen lassen, bis der leere Filter gefüllt ist und der volle Öldruck da ist. Danach macht man eine kleine Probefahrt und prüft ob alles dicht ist.
Während das Öl entfernt wurde hatte man Gelegenheit, die Regulierung zu prüfen und zu fetten. Dazu muss u. U. der Luftfilter weg. Mit etwas Umsicht und dem passenden Werkzeug ist das kein Problem. Dreck und zu viel Fett (welches den Dreck bindet), sind der Feind aller Gelenke.
Also erst säubern und dann sparsam fetten. Kettenfett für Motorräder hat sich dabei bestens bewährt. Bei einer Alt-SL-gerechten Betriebsart wird das nur selten nötig sein. Wenn man das Kettenfett schon in der Hand hat, wird man auch ohne Hinweis im Wartungsheft mal einen Blick auf Haubenscharniere und Schlösser werfen.
Schon ist der Pflegedienst erledigt und muss noch dokumentiert werden. Das notiert man im Wartungsheft und belegt das mit den Rechnungen für das Material. Das ist so plausibel wie der schönste Sternenstempel. Auch der richtig belegte Stempel einer freien Werkstatt kann das leisten, es muss eben‘ gemacht und plausibel sein.
Bleibt die Frage, muss er wirklich alle 10.000 km oder jährlich, der Pflegedienst? Auch wenn ich nur 3.000 km im Jahr fahre und im Winter nie? Oder wenn ich nur absolute Langstrecken fahre und die 10.000 km in drei Monaten abspule?
Hier muss man wissen, dass die Werksvorschrift ein Kompromiss ist, der die absolute Zuverlässigkeit des Autos (und ein wenig die Auslastung der Werkstatt) zum Ziel hat. Für das Sommerauto gilt, dass bei den niedrigen Kosten ein Wechsel vor dem Winter weder Auto noch Kasse schadet (der Filter darf dabei 10.000 km drin bleiben), aber auch ein Wechsel erst nach zwei oder drei Jahren genau so wirksam ist. Das Langstreckenauto verträgt ohne weiteres 15.000 km und mehr, aber bei den moderaten Kosten gibt es keinen Grund besonders knauserig zu sein.
Natürlich höre ich die Frage nach den Leichtlauf- und Synthese-Ölen. Sie sind gut, teuer und für unsere Autos überflüssig.
Unsere Motorkonstruktionen können damit nichts anfangen, die Probleme, gegen die diese Öle gut sind, haben wir nicht. So einfach ist das, auch wenn interessierte Anbieter schöne Märchen erzählen. Das Ersparte reicht gut für ein kleines Essen mit der Liebsten, da hat es Wirkungsgrad.
Kje