mein (das) Motörchen duschen?
Nicht selten kommen selbst bei appetitlichen Bettgenossen beim Blick unter die Decke schwarze Füße zum Vorschein. So auch beim Heben der Motorhaube… Da steht das schwitzöl-gesalbte Möbel schimmernd in vollem Wichs, aber unten drunter ist es nicht so dolle. Die Puristen werden (wie ich) darauf verweisen, dass es sich um die in Sindelfingen feierlich aufgetragenen Korrosionsschutz-Substanzen handelt, die folglich auch heute noch auf dem Altar der Originalität dargebracht werden müssen (ich bin da aber weniger religiös, denn faul). Watt nu?
Jedenfalls ist es kein Vergnügen, an so einem eingesauten Apparat zu schrauben. Je nach Vergangenheit klebt das Wachszeugs auch heute noch wie die berühmte Scheyce am Bettuch, und bei allfälligen Eingriffen dann genau so an den Fingern, echt widerlich! Die Erfahrung lehrt, dass die Qualität einer Arbeit direkt proportional zu Freude an derselben steht, und die ist bei schwarz verklebten Fingern und eingeschränkter Sicht auf den Ort der Tat äußerst schwach. Man könnte sich nun mit geeigneter Fingerbekleidung rüsten, oder, wirkungsvoller, das Maschinen-kämmerchen einem gründlichen Hausputz unterziehen.
Bei so einem immer noch werkseingeferkelten Aggregat kommen danach nicht selten wunderschön saubere und cadmiumglänzende Aggregate, Schrauben und Schellen zum Vorschein. Es sieht dann aus, wie in den alten Prospekten, wo der Motorraum noch stolz ohne Plastik-Mieder gezeigt wurde. Mit etwas Glück hat auch das Blech ein wenig Ölnebel abbekommen und nun sieht alles wieder aus, wie einst im Prospekt. Die Freude beim Anblick der nun appetitlichen Maschinerie wiegt den Frevel am Originalzustand auf…
Wer viel Geduld und Hingabe mitbringt, wird sich der Angelegenheit mit (hartem) Pinsel, Zahnbürste, Zahnstocher und Kaltreiniger* nähern und in stundenlanger, rückenplagender und die Nase beleidigender Arbeit, den Dreck einweichen. Und das durchweg mehrmals, weil die damalige Chemie immer noch das tut, wozu sie gedacht war – s.o. die Sache mit dem Betttuch. Dann geht es mit kontrolliertem Wasserstrahl daran, die nun entstandene Pampe wegzuspülen. Spätestens jetzt, wird auch dem hartleibigsten Ignoranten (wie mir) klar, dass da bohrende Fragen in Sachen Umweltschutz lauern, an die damals in Sindelfingen noch kein Gutmensch gedacht hat. Man ist mit so einer Aktion in der eignen Garageneinfahrt schon mit einem Bein im Gefängnis, und auf öffentlichem Grund unverzüglich Zellennachbar eines Steuerhinterziehers und/oder auch sonstiger Prominenz ( Fußballmanager?).
Um Einkerkerungen zu vermeiden, muss man sich über ein, für solche Einleitungen lizenziertes Loch, begeben, dass sich in kleinen Ansiedlungen meist gar nicht und in großen nur per Recherche im www und viel Barem finden lässt. Spätestens jetzt denkt man erneut über den Sinn des Vorhabens nach…, hübsch ist er ja nun, aber laufen tut er wie zuvor, und fallweise auch immer noch so schlecht wie zuvor.
So weit die Moritat für einen natürlich (annähernd) öldichten Motor, in original gesalbtem Zustand. So was gibt es im richtigen Leben kaum (noch). Der Normalzustand ist eher ein vom nur mässigen Freizeitbetrieb mittelmäßig eingesauter Motor, der selber mit allerlei Ölquellen für Korrosionsschutz sorgt. Seine Kabelei und das Gummi- und Plastegedöns ist in vielen Jahren heiß/kalt mittel- bis knochenhart, und überhaupt ist sie nicht mehr 25 (nicht die Liebschaft, das Ding da unter der Haube!). Ohne viel Umsicht ist das bewährte Verfahren „Viel hilft viel” (hier Wasser und Druck, mit Dampf und scharfen Detergentien), mit dem man(n) solche Aufgaben üblicherweise erledigt, nicht situationsgerecht. Otto will danach – auch üblicherweise- nicht mehr. Die Zündanlage mit ihren Kabeln, Steckern, Aggregaten und tiefen Höhlen ist abgesoffen, und so manch totes Plaste- und Elasteteil ist einfach weg…, und es gibt Nebenluft und alle nur denkbaren Scherereien. Das Ding ist nun „hübsch”, fährt aber nicht.
Hm, intensives Nachdenken führt unvermeidlich zu der Frage “watt soll datt?” Weitere Überlegungen führen direkt zur Abteilung “nutzt nix und schad’t nix”, und das auch nur, wenn man alles richtig macht!
Richtigerweise nähert man sich für das Projekt “klinisch reiner Motorraum” – wenn es denn unvermeidlich ist – den Profis. Man hat dann jemand an der Gurgel, und der hat die Fehler (hoffentlich) alle schon gemacht, die unweigerlich zu Atembeschwerden führen. So was kann nicht „billisch” sein, entsprechende Angebote sind mit erhöhtem Misstrauen zu prüfen! Überhaupt nicht billig, aber höchst wirkungsvoll und schonend (wenn richtig gemacht) ist ein Verfahren ohne Wasser, aber mit Kohlensäureschnee. Die Partikel werden dabei mit hoher Geschwindigkeit auf das Schlachtfeld geschossen und schaffen wirklich alles weg**. Gegebenenfalls auch das, was nicht weg soll, aber dafür hat man ja die Hand an der Gurgel… Die durch die Freisetzung von CO2 beschleunigte Erderwärmung kann man getrost vernachlässigen.
Nicht vernachlässigen soll man die erneute Konservierung des nun so schön glänzenden Aggregates. Das dient dazu, die mit diesen Arbeiten befassten Branchen im Geschäft zu halten, denn unweigerlich wird das Konservierungsmittel (auch Lacke) mit dem Dreck wieder eine sündige Verbindung eingehen, und die ganze Prozedur wird wieder fällig***. Zweckmäßig macht man(n) es wie im richtigen Leben, und wer lässt da schon jemand unter den Rock seiner Liebschaft schauen…? ;-))
kje
* steht hier für geeignete (heutzutage meist verbotene) Reinigungssubstanz
** der Reinigungsmechanismus basiert auf der “Explosion” der Partikel durch die schnelle Erwärmung vom/am gestrahlten Objekt und der gekonnten Führung des Strahls. Dabei entsteht ein Heidenlärm,
das geforderte Schmerzensgeld ist entsprechend.
*** weiter oben schon in der Abteilung “nutzt nix und schad’t nix” erkannt.